Generell ist die erfolgreiche Anwendung von Wissensmanagement in KMUs ist in zwei Phasen zu untergliedern. So muss im Rahmen eines Projekt das Thema eingeführt werden (Phase 1 Einführung von Wissensmanagement) und dann anschließend in in das tägliche Geschäft möglichst aller Mitarbeiter (operative Prozesse) eingebunden werden . Hierbei spricht man auch von der Operationalisierung des Wissensmanagements.
Die zwei Phasen des Wissensmanagements
Zur optimalen Einführung von Wissensmanagement in KMUs sollte in einem ersten Schritt ein (evtl auch im ersten Schritt vorläufiges) WiMa-Team gebildet werden, das die Einführung des Wissensmanagements fachlich begleiten kann. Wichtig ist hierbei, dass die Mitglieder des WiMa Teams folgende Bereiche abdecken:
- Ablaufverantwortliche der großen betroffenen Geschäftsbereiche (Process-Owner)
- Expertise im Bereich Prozessmanagement
- IT Expertise
Eines der Teammitglieder sollte entweder direkt aus dem Topmanagement stammen oder zumindest über sehr engen Kontakt dazu verfügen und Budget-Verantwortung haben (strategischer WiMa Leiter), ein weiteres, anderes Mitglied sollte mit der operativen Koordination betraut sein (operationeller WiMa Leiter) und hierfür auch ein definiertes Arbeitszeitkontingent zur Verfügung gestellt bekommen. Mitglieder des WiMa Teams können dem operationellen WiMa Leiter später für verschiedene Abschnitte und Aufgaben unterstützend zur Seite stehen (Workshopmoderatoren, IT-Spezialisten etc.). Mit dem WiMa-Team sollten dann in einem eintägigen Workshop die grundlegenden Rahmenbedingungen, die langfristigen Ziele des Wissensmanagements, einen Pilotbereich bzw. ein Schwerpunktthema zur Einführung und ein erster grober und visionärer Zeitplan entworfen und die Ergebnisse in einer WiMa-Roadmap dokumentiert werden.Wichtig ist hierbei die klare Unterteilung der Vorgehensweise in ein WiMa-Pilotprojekt und (evtl. mehrere) erweiterte WiMa-Projekte. Jedes Projekt sollte aber in sich schlüssig sein und präzise Benefits bieten, die eine Umsetzung erforderlich machen.
Anschließend muss die WiMa-Roadmap mit dem Topmanagement, idealerweise dem Unternehmer selbst abgestimmt werden.
Offizieller Startschuss für die Einführung sollte eine kurze (30 Minuten bis maximal 1 Stunde) WiMa Unternehmenspräsentation sein (auch als Telefonkonferenz möglich), an dem nach Möglichkeit alle Mitarbeiter des Unternehmens diese Roadmap und das WiMa-Team und dabei explizit den strategischen und den operationellen WiMa Leiter vorgestellt bekommen. Bei diesem Termin muss das Topmanagement seinen klaren Rückhalt für das Vorhaben und die agierenden Personen zum Ausdruck bringen.
Ab dieser Präsentation sollten der operationelle und der strategische WiMa Leiter einen gemeinsamen wöchentlichen Abstimmungstermin festlegen, damit der strategische WiMa Leiter und damit das Topmanagement jederzeit über den aktuellen Stand der Entwicklungen auf dem laufenden gehalten werden kann und Fehlentwicklungen, Spannungen und andere Probleme frühzeitig adressiert werden können.
Folgend muss vom WiMa-Team im Rahmen eines halbtägigen Pilot-Workshops zum WiMa Projektstart ein grobes Pilot-Konzept zur Einführung und Operationalisierung des Wissensmanagement in dem Pilotbereich bzw. dem Schwerpunktthema mit einem klar definierten, relativ kurzfristigen Ziel und einem konkreten Zeitplan spezifiziert werden. Es empfiehlt sich, den thematischen Bereich des Piloten als einen zusammenhängenden Pilot-Geschäftsprozess zu begreifen (z.B. der Umgang mit Wissen übder kundenspezifische Installationen, oder Verwaltung der Produktkataloge und zugehöriger Informationen der Zulieferer). Die aktuell bestehende Dokumentation sollte dabei für das Projekt als Nacharbeit des Pilot-Workshops zusammengetragen werden. Der operationelle WiMa Leiter ist mit der Ausarbeitung eines Umsetzungskonzeptes für diesen Piloten verantwortlich.
Der operationelle WiMa Leiter sollte hierfür eine 1-3 wöchige Pilot-Analysephase (je nach Komplexität) durchführen, im Rahmen derer er das zu verwaltende Wissen spezifiziert (Fachwissen, Methodenkenntnisse, Kundenwissen, Marktwissen Produktwissen etc.), die vom Wissemsnmanagement betroffenen Organisationseinheiten ermittelt (wer/wann wird Wissen aufgezeichnet, wer/wann wird Wissen abgerufen, etc.) und beteiligte und hilfreiche neue IT-Tools identifiziert.
Das Umsetzungskonzept für den Piloten muss der operationelle WiMa Leiter dem WiMa Team zur Abstimmung und zum Beschluss präsentieren. Der operationelle WiMa Leiter ist folgend auch für die Umsetzung dieses Konzeptes verantwortlich und muss vom strategischen WiMa Leiter dafür mit den nötigen Ressourcen (Zeit, Budget etc.) ausgestattet werden.
Eine der wichtigsten Aufgaben des operationellen WiMa Leiters ist es in den jeweiligen Umsetzungsphasen, das Wissensmanagement den beteiligten und umsetzenden Kollegen als hilfreich und entlastend und für den Einzelnen absolut förderlich darzustellen. Hierbei kann der Unterschied zum strategischen WiMa Leiter, der die Umsetzung „beauftragt“ hat durchaus dargestellt werden. Themen die in diesem Zusammenhang von Person zu Person unterschiedlich motivierend wirken können sind:
- Weiterbildung im Umgang mit den vorgesehenen Tools zum WiMa
- Kompetenzaufbau in angrenzenden Wissensbereichen
- Management des eigenen Wissens – auch privat anwendbar
- Gewinnen von Seniorität und Souveränität gegenüber den Kollegen (z.B. als Autor von Artikeln)
- Profilierung durch Verbesserungsanregungen, Weitergabe von „Guter Praxis“ an Kollegen („Also ich würde das ja so machen…“)
Die konkrete Umsetztung des Piloten erfolgt wiederum in zwei Schritten. Im ersten Schritt werden mit den beteiligten Organisationseinheiten WiMA-Prozessworkshops abgehalten, bei denen Teilprozesse des Pilot-Geschäftsprozesses mit WiMa-relevanten Elemente spezifiziert werden. Es geht dabei darum klar zu identifizieren, welches Wissen in welchen Aktivitäten verwendet wird, wo und wann dieses Wissen entsteht, wie dieses Wissen im Unternehmen vorliegt (im Kopf eines Mitarbeiters, in Schriftform, in einer Applikation), wie und welche Informationen ausgetauscht werden und um welches Wissen (Fachwissen, Kundenwissen etc.) es sich dabei handelt. Anschließend werden Wissensmanagement-Methoden in den Teilprozess integriert und der Pilot-Geschäftsprozess dadurch optimiert. Die Ergebnisse der WiMa-Prozessworkshops müssen in formellen Protokollen festgehalten werden. Insbesondere den Optimierungsvorschlägen und den zugrundeliegenden Problemen muss hierbei erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Nachdem alle Workshops durchgeführt sind, werden im zweiten Schritt vom operationellen WiMa Leiter die Ergebnisse aller WiMa-Prozessworkshops zusammengefasst und die beschloßenen Maßnahmen sowie die zu ändernden Prozessabläufe in einer Präsentation zusammengefasst. Das WiMa Team erhält diese WiMa Decision-Präsentation zur Beschlussfassung.
Folgend werden die beschloßenen Masnahmen im Rahmen eines WiMa-Change Management-Projektes unter der Verantwortlichkeit des operationellen WiMa Leiters umgesetzt. Nach Abschluss der Implementierung ist der operationelle WiMa Leiter für die Erstellung passender WiMa-Anweisungen verantwortlich, deren Einhaltung die Umsetzung des Wissensmanagements im Rahmen des Tagesgeschäftes sicherstellt. WiMa Anweisungen können beispielsweise Leitfäden, Prozessbeschreibungen, Schritt-für-Schritt Anweisungen, Checklisten, etc. sein.
Im Rahmen eines Debriefings für das Pilotprojekt werden die WiMa Anweisungen dem WiMa Team vom operationellen WiMa Leiter vorgestellt und dem strategischen WiMa Leiter übergeben. Das Debriefing dient des weiteren dazu, eine „Manöverkritik“ durchzuführen und – ganz im Sinne des Wissensmanagements – die „Lessions Learned“ festzuhalten und Optimierungsvorschläge bei der WiMa Projektdurchführung selbst zu definieren.
Nach dem Debriefing wird vom operationellen WiMa Leiter ein Vorschlag für den Scope des / der folgenden erweiterte(n) WiMa Projekt(e) erstellt. Dieser Vorschlag wird vom WiMa Team überarbeitet und beschloßen. Die einzelnen erweiterten WiMa Projekte werden analog zum Pilotprojekt durchgeführt. Sofern mehrere erweiterte WiMa parallel durchgeführt werden sollen, sollte für jedes erweiterte WiMa Projekt ein eigener WiMa-Projektleiter definiert werden, der die Funktion des operationellen WiMa Leiters für das Projekt einnimmt und dem operationellen WiMa Leiter fachlich untergeordnet ist. Es hat sich als schwer durchführbar erwiesen, mehrere WiMa Projekte gleichzeitig und unabhängig operationell zu leiten.
Parallel zur SetUp der erweiterten WiMa Projekte erfolgt jetzt die Operationalisierung des Wissensmanagements für das Pilotprojekt. Die Verantwortung für die Verteilung und die Durchsetzung der Einhaltung der jeweiligen WiMa-Anweisungen trägt der strategische WiMa Leiter. Er ist bei der Operationalisierung im Lead. Die Vorgehensweise für diese Umsetzung ist sehr unternehmensspezifisch und erfordert in vielen Fällen auch politische Unterstützung des Topmanagements.
Es hat sich jedoch als sehr hilfreich erwiesen, wenn der strategische WiMa Leiter hierbei mit Stichproben auf unterster Ebene arbeitet. Er sollte sich also mit einzelnen in den WiMa-Anweisungen spezifizierten Details befassen und diese auf Systemebene prüfen. Bei der Prüfung im System kann der strategische Leiter natürlich auch durch den operationelle WiMa Leiter oder andere Helfer unterstützt werden. Im Falle von Fehlern, sollte aber der strategische WiMa Leiter den direkten Kontakt mit den umsetzenden Mitarbeitern suchen, den Fehler schnell und in Zusammenarbeit beheben und den Mitarbeiter auf die Wichtigkeit der Integration der jeweiligen WiMa Tasks aufmerksam machen. Auch hier sollten sich die oben beschriebenen Motivationsanreize als hilfreich erweisen.